Ach du liebe Zeit

Findest du auch, dass die Zeit immer schneller geht? Und das du immer mehr zu tun hast, und weniger Zeit, um es zu tun. Wir behalten ständig ein Auge auf die Uhr - und das andere auf den wachsenden Stapel an Arbeit, der vor uns liegt. Unser Terminkalender ist überfüllt mit anstehende Aktivitäten, Fristen, Termine, Besprechungen, und vieles mehr. Und zu Hause ist es auch nicht besser, versuchen wir doch verzweifelt, unsere Kinder, unser soziales Netzwerk und unsere endlose Einkaufslisten unter einen Hut zu bringen.

 

Das sind die Anforderungen, die andere an uns stellen. Aber wie sieht es aus mit den vielen Anforderungen, die wir an uns selbst stellen? Wir haben keine Zeit zu verlieren – und sicher keine Zeit zum Innehalten, zum Nachdenken, oder sogar zum atmen. Wir müssen noch so viel erledigen, und egal, wie viele "zeitsparende" Maschinen wir kaufen, um die Arbeit für uns zu erledigen - es ändert sich nichts. Die Anforderungen an uns selbst vermehren sich nur - im Job, beim Putzen, in der Gesellschaft... Also fassen wir alle den festen Entschluss, dass wir das Leben nachholen werden - wenn wir Ferien haben. Nur noch ein paar Wochen, und wir werden all diese tolle Dinge tun, auf die wir uns schon so lange gefreut haben – wir werden die Sonne und das Leben geniessen, wir werden viel Zeit mit unseren Kinder verbringen, wir werden über Gott und die Welt philosophieren, und Yoga machen und die Natur geniessen, und, und, ... Sobald wir in der Luft sind, oder sobald wir durch den Gotthard-Tunnel sind, geh’t los - gleich nachdem wir die stundenlange Warteschlange überstanden haben.

 

Sie merken es schon. Auch die Ferien sind nicht mehr das, was sie einmal waren. Wir rennen durch den Flughafen, um unser Flugzeug zu erwischen, oder um uns die richtigen Zertifikate zu besorgen. Dann müssen wir dem Verkehr in einem fremden Land trotzen. Wir müssen sicherzustellen, dass wir einen Liegestuhl am besten Platz haben, und, wenn wir schon mal da sind, sollen wir natürlich auch alle angesagte Ausflüge machen.

Verstehst du, was ich meine? Gibt es wirklich noch so etwas wie Ferien? Denn auch da haben wir keine Zeit zu verlieren, keine Zeit zum Innehalten, und keine Zeit zum Durchatmen.

 

Wie lange wollen wir dies noch zulassen? Wie lange werden wir es hinnehmen, dass wir bis an unsere Grenzen belastet werden – oder dass wir uns selber bis zum Äussersten belasten? Man könnte meinen, dass es eine Frage der Ehre ist, mit einem Burnout zusammenzubrechen. Für uns als Erwachsenen ist das so eine Sache, aber wie lange noch wollen wir unsere Kinder das Gleiche antun, und zwar schon von klein auf?

 

Der Schlüssel ist, sich bewusst zu werden, wann Stress unser Leben beherrscht. Dauerstress ist Gift für unseren Körper und unseren Geist. Wenn all unsere Sinne ständig auf das nackte Überleben ausgerichtet sind, wie können wir dann jemals hoffen, etwas über den wahren Sinn des Lebens zu verstehen? Bin ich oder habe ich, das könnte wohl die Frage sein. Auf jeden Fall führt Dauerstress unweigerlich zu Krankheiten, das ist schon oft genug bewiesen worden. Aber woher wissen wir, wann wir unsere Grenzen überschreiten? Ab wann wird gesunder Stress zu gefährlichem Stress? Wie können wir etwas ändern, bevor es zu spät ist?

 

Wir alle haben ein inneres System, das uns genau anzeigt, wann zu viel zu viel ist. Man nennt es Intuition. Das Problem ist, dass die Stimme unserer Intuition viel leiser ist als der ganzen Alltagslärm um uns herum. Sie kommt als sanftes Flüstern, und sehr oft sind wir so sehr in die täglichen Probleme vertieft, dass wir diese leise Stimme in uns überhören, die uns dazu auffordert langsamer zu werden, oder auch mal ‘nein’ zu sagen, und sowieso nicht so streng mit uns selbst zu sein.

 

Es ist wichtig, dass wir wieder lernen, auf unsere innere Stimme zu hören. Sie ist viel älter und weiser, als uns bewusst ist. Ein paar Minuten am Tag reichen aus, um unser Leben wieder in den Griff zu bekommen. Es ist erstaunlich, wie leicht du Ruhe und Frieden in dich selbst finden kannst, und wie leicht du herausfinden kannst, was deinen Körper oder deine Seele braucht. Abgesehen von ein wenig Zeit, der richtigen Absicht, etwas Disziplin und Beharrlichkeit braucht es ÜBERHAUPT NICHTS um still zu werden, den Alltagslärm hinter dir zu lassen, deinen Körper bewusst zu spüren, zu atmen und dem Flüstern deiner Seele zu lauschen. Diese paar wenigen Minuten am Tag sollten zu einem festen Bestandteil deines Lebens werden – so selbstverständlich wie das Aufstehen am Morgen, die Ernährung deines Körpers oder das Atmen.

 

Diese verblüffend einfache Art der liebevollen Zuwendung zu dich selbst kann unglaublich viel bewirken. Gleichzeitig ist es aber auch sehr schwierig, unsere überfüllten Terminkalender zu umgehen. Und genau darin liegt die Herausforderung und die Entscheidung, die wir treffen müssen: Sein oder Haben. Veränderung oder endlose Wiederholungen. Burnout oder Freiheit. Beharrlichkeit wird aber mit Sicherheit belohnt mit mehr Gelassenheit, mehr Energie und dem Wissen um das, was dir gut tut.

 

Wenn du BIST, hast du auch genügend Energie um heute das zu tun, was heute getan werden muss. Dann kannst du die Probleme von heute mit der Kraft von heute angehen. Und morgen, kannst du damit anfangen, die Probleme von morgen anzupacken. Denn heute hast du noch nicht die Kraft von morgen – du hast einfach genug für heute. Wie ich schon sagte: Gelassenheit, Energie und Selbstliebe.